von Florian Willershausen, Handelsblatt
Andrej Borodin, ehemaliger russischer Spitzenbanker, wehrt sich gegen Vorwürfe des Milliardenbetrugs.
Er steht vor den Trümmern seiner Existenz – und doch wirkt Andrej Borodin alles andere als resigniert oder zermürbt. Borodin kämpft – um seinen Ruf als erfolgreicher Spitzenbanker. Schließlich hat er binnen 15 Jahren mit der Bank of Moscow die fünftgrößte Bank in Russland aufgebaut. Doch seit sein Mentor, der einst mächtige Bürgermeister Moskaus, Jurij Luschkow, nicht mehr im Amt ist, häufen sich Vorwürfe und Ermittlungen gegen Borodin, die ihn jetzt ins Londoner Exil getrieben haben. So suchen ihn die russischen Behörden wegen angeblichen Milliardenbetrugs inzwischen per Interpol, in seinem Heimatland droht ihm eine Anklage.
Borodin ist die Schlüsselfigur eines der größten Bankenskandale Russlands. Die Ermittler werfen ihm vor, über die Bank of Moscow 443 Millionen Dollar aus dem Budget der russischen Hauptstadt zu einer Briefkastenfirma auf Zypern transferiert zu haben. Zugriff auf das Geld soll die Immobilienfirma Inteko haben, die bis Dienstag noch Jelena Baturina gehörte, der Frau Luschkows.
Womöglich wird die Anklage um weitere Vorwürfe erweitert. Laut der Moskauer Zeitung „Kommersant“ sollen insgesamt Kredite im Volumen von sechs Milliarden Dollar an Offshore-Firmen ohne erkennbare Sicherheiten vergeben worden sein. Das Geld soll aus den Kassen der Stadt Moskau stammen, die zu Borodins Zeiten als Bankchef 46,5 Prozent der Aktien direkt hielt und dieses Paket im Februar für 3,7 Milliarden Dollar an die Staatsbank VTB verkaufte – auf Betreiben von Sergej Sobjanin, der Luschkow als Rathauschef abgelöst hatte. Borodin ist sich keiner Schuld bewusst: „Wir haben unsere Kredite ordentlich geprüft und absolut sauber vergeben.“