Andrej Borodin ist ein russischer Finanzexperte, Banker, Ökonom und Unternehmer. Ab 1995 war er der Präsident der Bank of Moscow, einer der erfolgreichsten Banken Russlands.
Borodin wurde 1967 im kommunistischen Moskau geboren, wuchs in der Stadt auf und leistete nach seinem Abschluss an der Fachschule für Physik und Mathematik einen zweijährigen Wehrdienst.
Aufgrund seines Interesses für Mathematik absolvierte er anschließend das Studium „Internationale Wirtschaft und Finanzen“ an der Fakultät für Internationale Wirtschaft des Moskauer Finanzinstituts, das er 1991 mit Auszeichnung abschloss. Im Rahmen dieses Programms studierte er ein Jahr an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau in Deutschland.
Nach seinem Abschluss absolvierte er bei der Dresdner Bank in Dortmund ein 18 Monate langes Trainee. Anschließend zog er nach Frankfurt und arbeitete dort in der Zentrale der Dresdner Bank im Konzernbereich Financial Institutions. Während dieser Zeit sammelte er Erfahrungen in den Geschäftsabläufen einer internationalen Großbank, vom einfachen Zahlungsverkehr bis hin zum Derivatenhandel.
Ende 1993 verließ er die Dresdner Bank und begann im März 1994 für die Moskauer Regierung als Ökonom sowie als Finanzberater von Juri Luschkow, dem damaligen Bürgermeister von Moskau, zu arbeiten. Er wurde aufgrund seiner Erfahrung im internationalen Bankensektor ausgewählt, die zu dieser Zeit in Russland nicht nur sehr selten, sondern auch äußerst begehrt war.
Bei den Regierungsbehörden in Russland waren ökonomische Fachkenntnisse stark gefragt, da diese für die Durchführung der Wirtschaftsreformen erforderlich waren, die der damalige russische Präsident Boris Jelzin in der Hoffnung verfolgte, einen schnellen Übergang vom Kommunismus hin zu einer westlich geprägten Marktwirtschaft zu bewirken. Infolge der Möglichkeiten, die sich durch diesen Übergang boten, war Moskau für internationale Investoren äußerst aussichtsreich.
Obwohl Andrej Borodin damals noch sehr jung war, war er bereits an mehreren bedeutenden Geschäftsabschlüssen beteiligt, die zu erheblichen Einsparungen für die Moskauer Stadtregierung führten. So fanden zum Beispiel mit einem Händler Verhandlungen für die Anschaffung von Mercedes-Benz-Bussen statt. Dieser Händler verlangte zunächst fast das Doppelte des für die Busse angemessenen Preises, für deren Kauf sich einige Mitarbeiter der Verkehrsabteilung der Stadt Moskau einsetzten. In einem anderen Fall wollte McDonald’s eine Beteiligung in Höhe von 51 % am Joint Venture zwischen Moskau und McDonald’s erwerben, das Eigentum der Stadt war. Das ursprüngliche Angebot lag bei etwa 3 Millionen US-Dollar. Andrej Borodin konnte den amerikanischen Verhandlungspartner jedoch davon überzeugen, sein Angebot auf 29 Millionen US-Dollar zu erhöhen.
Die Bank of Moscow
Im März 1995 gründete die Moskauer Stadtregierung eine Aktiengesellschaft, die anfangs „Moscow Municipal Bank – Bank of Moscow“, später dann nur noch „Bank of Moscow“ genannt wurde. Andrej Borodin wurde zum Präsidenten des Unternehmens ernannt.
In den folgenden 16 Jahren entwickelte sich die Bank unter der umsichtigen Führung von Andrej Borodin von einem ganz jungen Unternehmen mit nur sechs Mitarbeitern, die die Geschäfte der Bank von Büros in Kellergeschossen aus führten, zu einem bedeutenden internationalen Finanzinstitut.
Zwischen 1996 und 2003 stieg die Bank of Moscow in der Liste der erfolgreichsten russischen Banken von Platz 47 auf Platz 8. Das Magazin Euromoney zeichnete die Bank of Moscow im Jahr 2000 als beste Bank Russlands aus. Darüber hinaus erhielt die Bank zahlreiche Auszeichnungen anerkannter Fachzeitschriften und Finanzagenturen. Unter der Leitung von Andrej Borodin war die Bank of Moscow ab 2007 eine der wenigen Banken in Russland, die über ein Investment Grade Rating verfügten. Allein der Markenwert der Bank ist auf über 800 Millionen US-Dollar geschätzt worden.
In den Jahren 2000 und 2001 wurde Andrej Borodin vom Magazin The Banker jeweils zum besten Banker des Jahres in Russland gewählt, während das Magazin The Company ihn als Russlands besten Manager 2001 und als Russlands besten Manager im Finanzsektor 2003 auszeichnete. 2008 zählte das Magazin Profile ihn zu den zehn einflussreichsten Finanzexperten Russlands. Die russische Tageszeitung Kommersant wählte Andrej Borodin 2010 auf Platz 5 in der Liste der Topmanager in der Kategorie Geschäftsbanken.
Während ihrer 16-jährigen Geschichte war die Bank of Moscow nicht nur in finanzieller Hinsicht erfolgreich, sondern engagierte sich auch stark im sozialen Bereich. Die Bank ist ein wichtiger Unterstützer der Russisch-Orthodoxen Kirche und spendete Geld an sozial unterprivilegierte Gruppen sowie an gemeinnützige Organisationen, die sich für Sporteinrichtungen für Kinder einsetzen. Sie engagiert sich zudem langfristig für die Kinder von Beslan. 2002 wurde Andrej Borodin vom russischen Magazin Sowerschenno Sekretno als „Spender des Jahres in Russland“ ausgezeichnet. Privat haben er und seine Frau die gemeinnützige Stiftung Dobroserdie gegründet, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Waisenkindern in ganz Russland einsetzt.
Andrej Borodin ist in verschiedenen Funktionen in der russischen Wirtschaft aktiv. Im Jahr 1996 wurde er Vorstandsmitglied des JSC Podolsk Non-Ferrous Metals Plant und leitete den Vorstand der Geschäftsbank Ogni Moskvy Ltd. 1997 trat er in den Vorstand der Geschäftsbank Moswodokanal ein. Seit 1997 ist Andrej Borodin ebenfalls Vorstandsvorsitzender der Investmentgesellschaft Troika Dialog. Von 2000 bis 2009 war er Vorstandsvorsitzender der Moskauer Versicherungsgesellschaft. Im Jahr 2009 übergab er diese Funktion jedoch an Juri Gorbatow und blieb dem Unternehmen weiterhin als Mitglied des Vorstandes erhalten.
Weitere Positionen, die Andrej Borodin innehat, sind unter anderem Vizepräsident der Vereinigung russischer Banken (VRB), Mitglied des Rates der Moskauer Bankunion, Mitglied des Börsenrates der Moskauer Börse, Vorsitzender des Koordinierungsrates des Russischen Industriellen- und Unternehmerverbandes (russ. Abk.: RSPP) im Zentralen Föderalen Verwaltungsbezirk der Russischen Föderation, Mitglied des Direktoriums des religionswissenschaftlichen Zentrums „Orthodoxe Enzyklopädie“, Mitglied des Direktoriums der Finanzakademie unter der Regierung der Russischen Föderation sowie Mitglied des Direktoriums des Nationalen Geschichtszentrums für das Projekt „Dienst für das Heimatland“. Darüber hinaus ist er auch Mitglied des Rates der Russischen Wirtschaftsschule, die von Arkadi Dworkowitsch geleitet wird.
Andrej Borodin hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Dazu zählen unter anderem der Freundschaftsorden (2007), der Orden für Verdienste um das Heimatland zweiten Grades (1997), eine Ehrenmedaille zum 850. Jubiläum der Stadt Moskau, die Medaille des Verteidigungsministers Admiral Kusnezow, eine Medaille zum Gedenken an den 60. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg (2005), der Orden des Heiligen Daniel, Fürst von Moskau, dritten Grades sowie der Orden des Heiligen Sergius von Radonesch zweiten und dritten Grades.
Andrej Borodin ist verheiratet und hat drei Kinder.