Von Machtspielen in Russland

Finanz und Wirtschaft

Das Schicksal der Bank of Moscow und ihres CEO Andrei Borodin, des Autors des nebenstehenden Artikels, erinnert an den Plot eines schlechten Hollywood-Streifens. Was hinter den Kulissen genau dazu geführt hat, dass der 43-jährige Borodin heute im Exil lebt und von den russischen Behörden wegen Missmanagement der Bank of Moscow gesucht wird, ist im Einzelnen nicht klar. «Finanz und Wirtschaft» versucht, die Ereignisse nachzuzeichnen. Die 1995 von der Stadt Moskau und ihrem Bürgermeister Juri Luschkow gegründete Bank of Moscow mauserte sich unter der Führung von Borodin, einem engen Vertrauten Luschkows, rasch zu einer der wichtigsten Banken Russlands. Auch während der Finanzkrise entwickelte sie sich gut und genoss das Vertrauen vieler Investoren aus dem Westen. Das mündete im Juli 2010 in einer Beteiligung von Goldman Sachs und Credit Suisse, die zusammen 6,6% der Aktien hielten. Alles schien rund zu laufen.

Doch als sich Luschkow im vergangenen Herbst endgültig mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zerstritten hatte, führte das im September zur Entmachtung des Moskauer Bürgermeisters. Seither zeichnete sich ab, dass auch die Bank of Moscow, deren Macht dem Kreml schon lange ein Dorn im Auge gewesen sein soll, nicht unantastbar war. Eine von der Regierung im Dezember eingeleitete Untersuchung der Praktiken zur Kreditvergabe der Bank of Moscow kam denn auch zum Schluss, dass ein Kredit über rund 400 Mio. $, den die Bank 2009 an das Unternehmen Premier Estate, das mit Jelena Baturina, der Gattin von Luschkow in Verbindung gebracht wurde, für einen Grundstückskauf vergeben hatte, zum grossen Teil auf den privaten Konten von Frau Baturina gelandet war. Zwar wiesen sowohl Borodin als auch Baturina sämtliche Vorwürfe zurück. Doch der Kredit besiegelte Borodins Schicksal. Im Frühjahr wurde er von seinen Ämtern enthoben und musste aus Russland fliehen. Im Mai wurde zudem ein offizieller Haftbefehl gegen ihn erlassen.